Schweinswale und Robben ließen sich vom Bau der Nord Stream-Pipeline vor Rügen nicht stören
Erste interessante Ergebnisse des Umweltmonitorings
9. März 2011 | Zug/Lubmin | Das Umweltmonitoring im Zusammenhang mit dem Bau der Nord Stream-Pipeline im deutschen Trassenabschnitt hat erste, interessante Ergebnisse gebracht. So wurde ermittelt, dass die Schweinswale im September 2010 zeitgleich mit der Schiffsflotte des Verlegeschiffes Castoro Sei in der Pommerschen Bucht eintrafen. Zuvor waren nur selten Tiere in der Bucht nachzuweisen. Im unmittelbaren Umfeld des Baugeschehens wurden mittels Hydrophon in den folgenden Wochen die meisten Schweinswallaute im deutschen Teil der Pommerschen Bucht registriert. Im November verließen die meisten Schweinswale wieder die Bucht.
Auch die regelmäßige Zählung der Kegelrobben am Liegeplatz am Großen Stubber durch die „Weiße Flotte“ und „Discover Rügen“ ergab, dass sich im Sommer 2010 wie bereits in den Vorjahren fünf bis zehn Robben im Greifswalder Bodden aufhielten.
Die Beobachtungsergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die Tiere durch die Bauarbeiten allenfalls geringfügig gestört wurden.
Umweltverträglichkeit ist ein zentrales Anliegen bei Planung, Bau und Betrieb der Nord Stream-Pipeline. Bereits im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens wurden umfassende wissenschaftliche Umweltuntersuchungen und Routenplanungen durchgeführt, um das technische Design und den Routenverlauf der Pipeline so umweltverträglich und sicher wie möglich zu gestalten. Im deutschen Anlandungsbereich der Pipeline werden während und nach dem Bau der beiden Pipelinestränge zahlreiche Maßnahmen durchgeführt, die den Schutz des Ökosystems Ostsee gewährleisten sollen. Hierzu zählt neben praktischen Aktivitäten zur Vermeidung, Minderung und Kompensation von Umweltauswirkungen auch die Überwachung der Umwelt durch eine Umweltbaubegleitung und ein bau- und betriebsbegleitendes Monitoring.
Im vergangenen Jahr hat Nord Stream seine umfangreichen Bauarbeiten im Greifswalder Bodden und in der Pommerschen Bucht durch eine Reihe unabhängiger Institute und Gutachterbüros aus Deutschland und den Niederlanden untersuchen lassen. Zum Beispiel übernahm die Umweltplan GmbH aus Stralsund die Umweltbaubegleitung. Das Hauptaugenmerk beim Monitoring galt der Einhaltung von Trübungsgrenzwerten während der Bagger- und Verlegearbeiten, um insbesondere Unterwasserpflanzen und Fischlarven in dem sensiblen Flachwasserökosystem nicht zu schädigen. Mittels automatischer Sensoren, die an Bojen entlang des Rohrgrabens und im Umfeld der Klappstelle bei Usedom installiert worden waren, ließ sich die Trübung im gesamten Seegebiet permanent kontrollieren. Die Messungen ergaben, dass die Trübung insgesamt etwas geringer ausfiel, als in Modellvorhersagen prognostiziert worden war. Negative Umwelt-auswirkungen durch aufgewirbeltes Sediment sind nicht aufgetreten.
Auch andere Emissionen, wie z. B. der Lärm der Schiffe auf See und der Vibrationsrammen am Anlandungsbereich im Industriehafen Lubmin wurden sowohl in der Luft als auch unter Wasser regelmäßig gemessen. Die Unterwasserschallmessungen dienten vor allem der Frage, ob die Meeressäuger der Region durch Hörschäden gefährdet sein könnten.
Ab 2011 untersucht nun das Institut für Angewandte Ökosystemforschung GmbH aus Broderstorf, inwieweit sich insbesondere der Meeresboden nach Abschluss der Verlegearbeiten wieder erholt. Nord Stream hat mit großem technischem Aufwand die ursprünglichen Meeresboden-verhältnisse entlang der Trasse wieder hergestellt. Entsprechend geht man davon aus, dass sich das Ökosystem innerhalb von drei Jahren regeneriert und keine dauerhaften Veränderungen verbleiben. Das umfangreiche Untersuchungsprogramm umfasst den Einsatz von Tauchern und Tauchrobotern. Bodenproben werden hinsichtlich ihrer chemischen Inhaltsstoffe, ihrer geophysikalischen Eigenschaften und ihrer Besiedlung durch wirbellose Meerestiere analysiert. Zudem werden Seevögel per Schiff und Flugzeug gezählt. Die Erfassungsprogramme für Meeressäuger werden fortgesetzt.
Das Monitoring-Programm der Nord Stream AG wurde auf nationaler Ebene mit den zuständigen Genehmigungsbehörden, dem Bergamt Stralsund (Landbereich und Küstenmeer) und dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Festlandsockel) abgestimmt. Alljährlich wird Nord Stream den Behörden und der Öffentlichkeit einen Monitoringbericht vorlegen. Abschließend sollen Meeresforscher Zugang zu allen Messdaten erhalten.
Im Jahr 2010 hat Nord Stream 13 Millionen Euro für die Monitoring-Programme entlang der gesamten Pipelinetrasse ausgegeben. Mehr als 20 Unternehmen sind an den Untersuchungen beteiligt. An rund 1.000 Standorten werden Daten zu 16 verschiedenen Sachgebieten gesammelt. Insgesamt plant Nord Stream rund 40 Millionen Euro in die Umweltüberwachung für das gesamte Projekt zu investieren. Das Programm wird auch während der Betriebsphase bis in das Jahr 2016 weitergeführt.
Hinzu kommen die vielfältigen Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und Kompensation von Umweltauswirkungen der Nord Stream-Pipeline.