Nord Stream bereitet Munitionsräumung in der Ostsee vor
- Umsetzung gemäß technischer und ökologischer Standards
- Enge Zusammenarbeit mit zuständigen Behörden
- Marineeinheiten der Ostsee-Anrainerstaaten beseitigen regelmäßig Munitionsaltlasten
- Keine Munitionsräumung in deutschen Gewässern erforderlich
2. Oktober 2009 | Zug | Die Nord Stream AG wird voraussichtlich im vierten Quartal 2009 mit der Räumung von Munitionsaltlasten im Sicherheitskorridor der Pipeline beginnen. In finnischen und schwedischen Gewässern werden insgesamt 28 Minen beseitigt, um den sicheren Bau und Betrieb der Pipeline zu gewährleisten. In deutschen Gewässern wurde im Installationskorridor keine Munition gefunden. Alle Räumungsmaßnahmen werden nach Erteilung der notwendigen Genehmigungen durch die zuständigen Behörden nach den Plänen zu Umwelt- und Sicherheitsmanagement durchgeführt. Sie werden im Rahmen des Umwelt-Monitoring-Programms überwacht. Munitionsaltlasten in der Ostsee werden regelmäßig von Marineeinheiten der Anrainerstaaten geräumt, um Risiken für Schifffahrt, Fischerei und Umwelt zu minimieren.
Der Sicherheitskorridor, in dem sich keine Munition befinden darf, damit die Unversehrtheit der Pipeline gewährleistet ist, wurde auf Basis spezieller Analysen definiert. Er muss 50 Meter breit sein (d. h. +/-25 Meter auf jeder Seite der Route). Das haben Untersuchungen des Nord Stream Vertragspartners Saipem Energy Services (SES) gezeigt, der für das Design der Pipeline zuständig ist. Das Zertifizierungsinstitut Det Norske Veritas (DNV) hat diese Ergebnisse bestätigt. Innerhalb des Sicherheitskorridors wurden 27 Munitionsfunde in finnischen, und ein weiterer in schwedischen Gewässern identifiziert. Jede einzelne Munitionsräumung wird separat geplant und berücksichtigt dabei spezifische Gegebenheiten wie beispielsweise die Menge der Sprengladung und die Wassertiefe.
Sichere Munitionsräumung verringert Umweltauswirkungen
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Experten für Meeressäuger beobachten vor Ort, ob sich Tiere in der Umgebung befinden.
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Ein Experte für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt stellt sicher, dass jederzeit alle maßgeblichen Standards befolgt werden.
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Für jede Sprengung werden die genauen Auswirkungen der Detonation vorab modelliert. Anhand der Ergebnisse können die erforderlichen Sicherheitsabstände für Meeressäuger, Kulturerbestätten und bestehende Infrastruktur bestimmt werden.
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Meeressäuger werden über ein passives akustisches Monitoring überwacht.
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Vor Beginn jeder Räumungsaktion wird geprüft, ob sich Fischschwärme in der Nähe befinden.
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Im Vorfeld jeder Räumung werden als Warnung für Fische und Meeressäuger Vergrämungssprengungen vorgenommen sowie akustische Störsignale ausgesendet. Die Tiere verlassen das Räumungsgebiet dann vorübergehend.
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Die Räumungsarbeiten werden nur tagsüber und bei guten Witterungsverhältnissen durchgeführt, um Meeressäuger in Sichtweite rechtzeitig orten zu können.
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Sollten sich Meeressäuger in Sichtweite des Räumungsgebietes befinden, wird die Sprengung verschoben.
Nord Stream hat den Munitionsräumungsplan in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden sowie mit Unterstützung der schwedischen, finnischen und dänischen Marine entwickelt. Grundlage für den Räumungsplan waren hochauflösende Untersuchungen des Meeresbodens. Dabei wurden eine Strecke von mehr als 40.000 Kilometern geophysikalisch untersucht und über 6.000 Kilometer mittels einer Gradiometeranordnung inspiziert. Mit diesem Gerät können metallische Gegenstände von der Größe einer Farbdose aufgespürt werden. Insgesamt wurden mehr als 15.000 Funde untersucht.
Regelmäßige Munitionsräumung für Sicherheit in der Ostsee
Die Räumung von Munitionsaltlasten in der Ostsee ist mittlerweile Routine: Seit 1996 wurden über 800 Minen geräumt. Die Ostsee-Anrainerstaaten haben Methoden für die sichere Räumung von Munition entwickelt. Diese Räumungsverfahren werden inzwischen auch von anderen Ländern weltweit angewandt.
Im Mai 2009 wurden im Rahmen des MCOPLAT 09-Manövers 95 Minen in lettischen Hoheitsgewässern geräumt. Die Operation wurde von 15 Schiffen aus acht Ländern unterstützt: Lettland, Litauen, Estland, Belgien, Dänemark, Frankreich, Polen und Deutschland.*
Vom 28. August bis zum 11. September 2009 wurden im Rahmen der Operation Open Spirit 47 Minen in estnischen Hoheitsgewässern geräumt. 16 Kriegsschiffe aus Estland, Lettland, Litauen, Finnland, Schweden, Dänemark, Polen, Frankreich, den U.S.A. und Deutschland nahmen an dem Manöver teil.**
Sicherheit für die Schifffahrt während der Räumungsarbeiten
Die zuständigen Behörden werden während der Räumungsarbeiten kontinuierlich über den Fortschritt informiert. Um die jeweiligen Räumungsgebiete werden Sicherheitszonen für den Schiffsverkehr eingerichtet. Diese erstrecken sich während der Vor- und Nachuntersuchungen über einen Radius von einem Kilometer, während der Sprengung selbst über einen Radius von einer Seemeile (1,852 Kilometer). Vor Beginn der Räumungsarbeiten werden die Standorte in der amtlichen Veröffentlichung „Nachrichten für Seefahrer“ bekannt gegeben. Darüber hinaus werden in den betroffenen Gebieten Warnhinweise über NAVTEX (Navigational Telex) und VHF-Sicherheitsfunk gesendet.
Sicherheitsvorkehrungen im Ankerkorridor
Nord Stream benutzt zwischen Kilometerpunkt 8 und 300 (Kilometerpunkte ab Wyborg) für den Bau der Pipeline ein dynamisch positioniertes Verlegeschiff, das ohne Anker arbeitet. Ab Kilometerpunkt 300 wird ein ankerndes Verlegeschiff eingesetzt. Alle Ankermanöver werden einer genauen Risikobewertung unterzogen. Während der Verlegung muss der Kontakt von Ankern, die zur Positionierung des Verlegeschiffes eingesetzt werden, mit Munitionsfunden vermieden werden. Dafür wurden spezielle Ankermuster entwickelt, die angeben, wo die Anker sicher platziert werden können. Des Weiteren wird der Durchhang der Ankerkette kontinuierlich kontrolliert. An Stellen, für die keine geeigneten Ankermuster entwickelt werden können, werden zusätzliche Räumungsarbeiten erforderlich sein. Die Ergebnisse der Untersuchungen des Ankerkorridors werden noch in diesem Jahr vorliegen.
Eine übersichtliche Darstellung des Munitionsräumungsprozesses finden Sie in unserer Infografik zur Munitionsräumung.